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1995 aus dem Pressearchiv

OSTSEE ZEITUNG 8. April 1995 Seite 4

Endlich wieder da, wo wir hingehören

Bauer Klatt erhielt Hof im ehemaligen Grenzgebiet zurück

Von Thoralf Cleven

Sülsdorf. „Wir sind wieder hier, wo wir hingehören.“….Stolz zeigt er seinen ausgedehnten Hof im Oberdorf von Sülsdorf (Landkreis Nordwestmecklenburg) – das sanierte Wohnhaus, die ehemaligen Ställe, die imposante Scheune. Über 30 Jahre nach seiner Vertreibung konnte er hierher mit seiner Frau Gunda (71) und der Familie der jüngsten Tochter wieder zurückkehren.

1961 auf die Insel Rügen verschleppt

Anfang Oktober 1961 war die Familie aus dem ehemaligen Sperrgebiet nach Güttin auf Rügen verschleppt worden. Die Nacht- und Nebel-Aktion hatte einen pervers-blumigen Namen. Sie hier: „Kornblume“. Hunderte Menschen an der Ostseeküste waren von ihr betroffen und verloren damals binnen Stunden sämtliches Hab und Gut. „Inanspruchnahme der eingetragenen Grundstücke“ nannte man das im Rahmen des Tage zuvor erlassenen Verteidigungsgesetzes…..


OSTSEE ZEITUNG 11. Mai 1995 Seite 17

Gedenkstein in Prora eingeweiht

Prora. Ein neuer Gedenkstein wurde auf dem Gräberfeld bei Prora eingeweiht. Aus Anlass des Kriegsendes vor 50 Jahren gedachten Landrätin Dr. Karin T., der Binzer Bürgermeister Prof. Dieter R. Gemeindevertreter aus dem Ostseebad und andere Bürger der Opfer, die hier begraben sind. Dabei handelt es sich um Flüchtlinge und Soldaten, die zwischen 1944 und 1946 gestorben sind. Bislang wurden etwa 50 Gräber entdeckt. Die Gedenkstätte finanziert hat die Bundesregierung.

Hotelkrieg in Binz Zwangsschließung drohte dem Haus Lissek

Binz. Gerade erst eröffnet, drohte dem Haus Lissek gestern bereits das Aus. Zumindest das vorläufige. Das schicke Hotel an der Promenade sollte versiegelt werden, die Polizei war informiert. Im letzten Moment war dieses Spektakel jedoch abgewendet worden. Die Landrätin erklärte in einem Pressegespräch warum.

„Am vergangenen Donnerstag ist und bekanntgeworden, das das Haus Lissek ohne gültige Baugenehmigung eröffnet worden war“, sagte Karin T. gestern Mittag. Eine sogenannte Nutzungsuntersagung wurde sofort erlassen. ….

Bauen ohne Baugenehmigung – dieser Vorwurf wied noch einmal erhoben, wenn es um G.P. und sein Hotel „Veri Jahreszeiten“ geht. Längst begannen die Arbeiten für ein Schwimmbecken. Auch hier schmort der Bauantrag seit Monaten im Amt. Nun heißt es: Baustopp. …

Die Landrätin sprach angesichts der Binzer Vorfälle gestern von „erheblichen Mängeln in unserer Verwaltung“ bei der Bearbeitung von Baufragen. Konsequenzen sollten gezogen werden, dazu zählen stärkere Kontrollen auf den gewerblichen Baustellen.

Die Gerichte werden sich mit dem Hotelstreit befassen müssen. Das Landratsamt hat zwei Bußgeldverfahren veranlasst – wegen der beiden fehlenden Baugenehmigungen. P. will dagegen Widerspruch einlegen. Und noch ein Thema liegt auf dem Tisch der Richter: Der Inhaber des Hauses Lissek hat das Landratsamt verklagt und fordert für das „Haus am Meer“ den ursprünglichen Zustand. Das würden den Abriss des fast fertigen Hotels bedeuten. Die Fronten haben sich verhärtet. C.H./M.N.

Der Rüganer Titelseite 31. Mai 1995

„Ein halbes Jahr oder eine halbe Stunde Dr. Udo Knapp- und das Chaos ist perfekt“.

(Gerhard Bohm, Fraktionschef der PDS im Kreistag zur Verwaltungsarbeit im Landratsamt)

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Haushaltsplan vorläufig gesperrt

Hemmnisse in der weiteren Entwicklung von Göhren

Göhren. (as). „Wird in Göhren die Öffentlichkeit neuerdings ausgeschlossen, wenn es um Entscheidungen bezüglich der Entwicklung des Ortes geht?“

…derzeit steht die Gemeinde noch vor einem großen Problem: Der 95er Haushaltsplan ist noch gesperrt. Somit sind in Göhren nur die notwendigsten Ausgaben zu tätigen, alles andere liegt auf Eis, bis die Kommunalaufsicht grünes Licht gibt.

Von Misswirtschaft kann man nicht sprechen. „Das Problem hängt uns noch aus dem Jahre 1993 an“, erklärt C. K. Noch hat die BfA für ein Grundstück den Betrag von über 800.000 DM nicht gezahlt…

Der Rüganer 7. Juni 1995 Seite 19

Größter Menschenschmuggel in unserem Lande auf Rügen

In Binz landeten 72 Afghanen an

Binz /tw/ADN). „Eigentlich hätte es doch jemandem auffallen müssen, wenn 72 oder vielleicht noch mehr Afghanen auf einmal in Binz an Land gehen“, so der Leiter des Kreisordnungsamtes Rainer F. gegenüber der Presse…..Dm Donnerstag gegen 18 Uhr „strandeten“ mehrere Großfamilien in Rügens größtem Seebad. Ob die Afghanen an der Seebrücke oder aber am Fischerstand „abgesetzt“ wurden, ist bis jetzt noch nicht geklärt. Bei ihrem weiteren Weg durch die Granitz wurden sie von der Polizei aufgegriffen und nach Bergen gebracht. Alle Personen hatten keinerlei Papiere….

OSTSEE ZEITUNG 20. Juni 1995 Seite 17

Seit gestern neues Reisebüro in Binz

Selliner Haus „Idyll“ vor Eröffnung

Binz/Sellin. Seit Gründung der Sander Touristik GmbH im Juli 1992 arbeitet daas Unternehmen auf Rügen als Reiseveranstalter und erwartet in dieser Saison nach eigenen Angaben etwa 4500 Gäste….Mit TUI konnte dafür Deutschlands größter Reiseveranstalter gewonnen werden, ….

WamS 25.Juni 1995 Seite 5

Blitzaktion mit 460 Tonnen Banknoten

Vor fünf Jahren, am 1. Juli 1990, trat die DDR dem deutschen Währungsgebiet bei

Von Bernhard Blohm – Hamburg“ Kommt die Mark, bleiben wir hier, kommt sie nicht, geh`n wir zu ihr“, war ein um die Jahreswende 1989/90 oft gehörter Spruch in der damaligen DDR. Knapp 6 Monate später war die D-Mark da.

…Denn das eigentliche Sensationsdatum der deutsch-deutschen Währungsunion war der 6. Februar 1990. Da verkündete die Bundesregierung auch für den damaligen Bundesbankpräsidenten Karl Otto Pöhl völlig überraschend, der DDR Verhandlungen über eine rasche Währungsunion mit Wirtschaftsreformen anzubieten.

Wohl eher nichtsahnend denn gewollt hatte DDR-Ministerpräsident Hans Modrow diese Entwicklung vorangetrieben. In den Tagen zuvor bot er der Bundesregierung einen Friedensvertrag zwischen den beiden deutschen Staaten an und forderte gleichzeitig eine Soforthilfe in Höhe von 15 Milliarden Mark, um damit die gröbsten Löcher im DDR-Staatshaushalt zu stopfen….

DER RÜGANER 26. Juli 1995 Titelseite

Seidler gibt Vaschvitz auf

Umstrukturierung in Residenz- Hotelanlage/ Betreibergesellschaft ausgewechselt

Vaschvitz (mt). „Seidler-Residenz Vaschvitz, guten Tag…“ meldeten sich noch in der vorigen Woche die Mitarbeiter im Empfang des Hotels freundlich am Telefon.

Das „Guten Tag“ und die „Residenz“ sind geblieben, weggefallen dafür das Wort „Seidler“ ein Hinweis auf den Betreiber und Mitgesellschafter der Hotelanlage im Norden der Insel….Offen blieb, ob Seidler, der mehrere Hotels betreibt, sich selbst aus finanziellen Gründen aus der Seepark- Residenz zurückzog und seine Gesellschaftsanteile aus der Großinvestition verkaufte. …

Der Rüganer 26. Juli 1995 Seite 22

162 moderne Häuser geplant

Projekt Wohnbebauung am Caveliner Bodden in der Gemeinde Gingst vorgestellt

Gingst (ub). 162 Ein- und Mehrfamilienhäuser sollen auf einem Areal von rund 18 Hektar am Caveliner Bodden in der Gemeinde Ginst entstehen. ….Ursprünglich hatte ein Investor auf einer Fläche von 160 Hektar am Caveliner Bodden den Bau einer Feriensiedlung geplant….

OSTSEE ZEITUNG, 3. August 1995 Seite 17

Ein Versuch und seine Folgen

Göhrener Strandstraße ist bis Ende des Jahres für autos gesperrt

Von C. H.

Göhren. Seit heute morgen 4 Uhr ist im Ostseebad Göhren die Strandstraße für den Fahrzeugverkehr gesperrt. Die Sperrung gilt zwischen der Sparkasse und dem „Haus Brandenburg“. Linienbusse können weiterhin ab der Sparkasse zum Nordstrand gelangen, und der Lieferverkehr benutzt die Gegenrichtung. Sämtliche Busse, die zu den Hotels in der Katharinen- und Nordperdstraße fahren müssen, erreichen diese über die Bahnhofstraße in Richtung Ortszentrum.

Die Ausnahmeregelung ist vorerst bis zum 31. Dezember dieses Jahres befristet. „Insofern wird mit dieser Sperrung der erste Teil des Verkehrsberuhigungskonzeptes Göhrens erprobt“, sagt Bürgermeisterin C. K.

Für den Direktor des Hotels Nordperd, D.K. ist die Straßensperrung dagegen eher eine Geschichte aus dem Reich des Till Eulenspiegel.

OSTSEE ZEITUNG 5. August 1995 Seite 13

Hotel auf dem Berg abgenabelt

Verkehrsberuhigung als Dilemma für das „Nordperd“

Göhren. Von M.N. Seit Donnerstag früh 4 Uhr ist die Hauptverkehrsader von Göhren, die Strandstraße gesperrt. Verkehrsberuhigung ist das Zeil, statt dessen gibt es im Ostseebad viel Lärm: Die Hoteliers schlagen Alarm, allen voran D.K., Hoteldirektor des „Nordperd“. Das Hotel auf dem Berg ist durch die neue Verkehrsführung isoliert. Nur noch manövererprobte Urlauber finden über die Schleichwege zu dem Hotel, das sich durch die „Verkehrsführung „ in seiner Existenz bedroht sieht.

Der Rüganer 9. August 1995 Seite 27

Man will uns wohl aushungern?“

Kreis Rügen (dt.) „Göhren, det kannste Dir sparen. Denn Göhren ist dicht“. Dort ist neuerdings ein Teil der Durchgangsstraße für den KfZ Verkehr gesperrt.

„Ökologisches Verkehrskonzept“ lautet das zauberwort, dem auf Rügen jetzt erste Taten folgen. Hier konkret: Erste Straßen werden, weitgehend ersatzlos, stillgelegt.

OSTSEE ZEITUNG 31. August 1995 Seite 4

Für LPG Nachfolger bleibt Bodenreform eine Existenzfrage

Vor 50 Jahren begann im Land großflächige Enteignung

2. September 1945 in Kyritz: In der nordbrandenburgischen Kleinstadt verkündete KPD-Vorsitzender Wilhelm Pieck die Entmachtung der Großgrundbesitzer in der Sowjetischen Besatzungszone. Ihr Besitz soll in einer demokratischen Bodenreform an landarme Bauern, kleine Pächter, Landarbeiter und Umsiedler vergeben werden. Unter dem Druck der bereits erlassenen Verordnungen rufen am 13. September die Parteien der ostdeutschen Länder – KPD, SPD, CDU und LDP – die Landbevölkerung auf, „zum Gelingen dieses großen Reformwerkes beizutragen“. …Die Ernährung musste gesicheret werden, über 900.000 Umsiedler brauchten Arbeit und Unterkunft….

So wurde jeder Großgrundbesitz über 100 Hektar und der von Kriegsverbrechern entschädigungslos enteignet. 3,3 Millionen Hektar – ein Drittel davon allein in Mecklenburg- Vorpommern – kamen in den Bodenfonds.

2,2 Millionen wurden an rund 560.000 Bodenbewerber verteilt.

Die Enteignung ohne Ansehen der Person löste jedoch vielfach Zweifel aus: Es waren auch antifaschistische Widerständler betroffen. Während die Witwe des Grafen Ulrich-Wilhelm von Schwerin-Schwanenfeld bei Neubrandenburg einen Resthof erhielt, blieben andere Opfer des 20. Juli 1944 unberücksichtigt….


FAZ 6. September 1995

Ein kommunistischer Raubzug

Anklage gegen einen an der „Aktion Rose“ beteiligten früheren DDR-Juristen/

Von Jasper v. A.

Schwerin, im September

Dem Landgericht Schwerin liegt die erste Anklageschrift gegen einen 1953 an der „Aktion Rose“ beteiligten DDR-Juristen vor. Es handelt sich um einen von fünf Staatsanwälten, die im März 1953 an ein „Sondergericht“ beim Kreisgericht im mecklenburgischen Bützow abgeordnet worden waren. In jenem Frühjahr wurde dort binnen weniger Wochen gegen 331 Hotelbesitzer, Pächter und Gastwirte Anklage erhoben, die in 293 Fällen auch zu Verurteilungen führte. Es gab nur fünf Freisprüche. Fast durchweg wurden den Angeklagten schwere Vergehen gegen die im Oktober 1948 in Kraft getretene Wirtschaftsstrafverordnung der DDR vorgeworfen. Die meisten von Ihnen verloren ihren Besitz und ihr Vermögen. 440 Hotels und Pensionen, 181 Wohnhäuser und Gaststätten wurden beschlagnahmt, außerdem Bargeld, Konten, Schmuck. …..

DER RÜGANER 14. September 1995 Titelseite

Geldquelle für das Thermalbad

Putbus. (ub).

Der Verkauf vom ehemaligen Badehaus Goor geht in seine heiße Phase. Die Putbusser Abgeordneten fällen in ihrer Sitzung am 14. September ihre Entscheidung, wen sie von den drei potentiellen Investoren favorisieren….

Haus Goor gehört zwar zu den Schokoladenstücken im großen Pool der TLG, doch deren künftiger Besitzer muss schon ein ausgeschlafener Unternehmer sein, um angesichts der einzuhaltenden Prämisse des Denkmals- und Naturschutzes noch schwarze zahlen schreiben zu können. ..

Thermalbad auf dem Vormarsch? Das Trio der potentiellen Investoren wird komplettiert durch die M…. & H….. GbR. ….Ein Thermalbad mit einem über 150 Zimmerhotel, das wohl vier Sterne tragen soll, ist vorgesehen….

OSTSEE ZEITUNG 16. September 1995 Seite 14

169 Güter und Besitzungen wurden 1945 enteignet

Von Hubertus R.

Bergen. Vor nunmehr 50 Jahren, im Herbst 1945, wurden in der SBZ auf Drängen der Sowjetunion und unter politischer Führung der KPD die demokratische Bodenreform durchgeführt. ….Denunziationen, Missgunst und Rigorosität führten auch zur Enteignung und Vertreibung von Besitzern und Pächtern unter 100 ha.

Die Erträge auf dem Feld und die Viehbestände waren gegenüber dem Vorkriegsstand um mehr als 50% gesunken. Etwa 12.600 Pferde fehlten für die Feldbestellung und die nur noch 200 Traktoren waren ohne Treibstoff. Die Flüchtlings- und Umsiedlerwelle brachte zu den 59.000 Einheimischen über 40.000 heimatsuchende Menschen nach Rügen.

Für den Boden der bis Ende 1945 enteigneten 169 Güter und Besitzungen gab es auf Rügen etwa 5000 Bewerber.Die rund 18.000 Hektar vom Früsten zu Putbus verpachteten Flächen fielen ebenfalls unter die Bodenreform….

FAZ 19. September 1995 Seite 10 Leserbriefe

D. V. Rostock

In Rostock ahnungslos

Zu Ihrem Bericht „Landgericht: Aktion Rose rechtmäßig“ (FAZ vom 7. September). Die Ahnungslosigkeit der an dem Beschluss des Landgerichts Rostock beteiligten Richtern in bestürzend. Die Begründung zeugt von völliger Unkenntnis des Unrechtscharakters des SED-Regimes, das in stalinistischen Terrorakten, wie der Aktion Rose Anfang 1953, zum Ausdruck kam. …Die überlebenden Opfer jener Terroraktion, die eine rechtsstaatliche Aufarbeitung jener schlimmen Vorgänge erwarten durften, fühlen sich durch den Spruch des Rostocker Landgerichts verhöhnt.

OSTSEE ZEITUNG 21. September 1995 Titelseite

Korrupter Polizeidirektor verurteilt

Schwerin (dpa/mv) Der ehemalige Polizeidirektor Hans-Jürgen Ch…. Ist gestern wegen Bestechlichkeit und Verstößen gegen das Waffengesetz vom Schweriner Landgeicht zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Zu Prozessbeginn hatte er zugegeben, zwischen 1993 und 1994 in sieben Raten insgesamt 70.000 Mark vom Geschäftsführer des Polizeiausstatters….. erhalten zu haben. Im Gegenzug hatte Ch… als damaliger Dezernatsleiter der Zentralstelle für Technik und Beschaffung der niedersächsischen Firma, die in einen bundesweiten Polizeiskandal verwickelt ist, einen Auftrag über 4,8 Millionen Mark erteilt. Die 70.000 Mark muss der Ex- Polizeidirektor nun in die Landeskasse zahlen….

OSTSEE ZEITUNG 22. September 1995 Seite 15

1994 hatte Sellin 2654 Einwohner

Baabe. In Sellin lebten 2654 Menschen, 1993 waren es 2753. Göhren folgt mit 1324 Einwohnern, Baabe 771, Middelhagen 495, Thiessow 413, Gager 408, Lancken-Granitz 327 Einwohner

Welt am Sonntag 24. September 1995 Seite 32

Warum sagten Bonns Vertreter Kinkel und Kastrup in Karlsruhe die Unwahrheit?

Ex-Außenminister Genscher enthüllt in dieser Woche in seinen Memoiren, wie er sich 1990 bei den Verhandlungen um die deutsche Wiedervereinigung in der Frage der Enteignungen von 1945-1949 gegen die Sowjetunion durchsetzte. Dieser Erfolg bringt jetzt die Bundesregierung im Kampf um die Rückgabe von 1,9 Millionen Hektar Boden vor dem Bundesverfassungsgericht in Beweisnot.

Von Jochen Kummer

Bonn. Hohe Vertreter der Bundesregierung haben im Streit um 1,9 Millionen Hektar enteigneter Fläche Land und Forst in der ehemaligen DDR vor dem Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe offenbar die Unwahrheit gesagt….

DER RÜGANER 27. September 1995 Seite 10

Tiernotstation in Tilzow

Eigeninitiative ersetzt fehlende Gelder beim Tierschutzverein

Tilzow (mt). Es erinnert fast an die inzwischen aus der Mode gekommenen „Subbotniks“, wenn sich die Mitglieder des Tierschutzvereins Rügen/Hiddensee e.V. jeden Sonnabendvormittag in Tilzow treffen. Grund für diese kostenlosen Arbeitseinsätze vor den Toren der Stadt in Tilzow soll die erste und einzige Tiernotstation der Insel entstehen. ….Auch wenn die ehemalige NVA Baracke auf dem Tilzower Armeegelände jede Menge Platz bietet, ist schon jetzt den meisten klar, dass damit nur das größte Elend ausgesetzter und misshandelter Tiere gelindert werden kann. …


DER RÜGANER 27. September 1995 Seite 14

Der heiligen Jungfrau Maria geweiht

Auf den Spuren Rügeneer heimatgeschichte von Thomas Wendt

Mit dem Fall der Tempelburg Arkona und der Fürstenburg Charenza im Jahre 1168 durch das dänische Heer wurde das Schicksal des heidnischen Inselvolkes der Ranen endgültig besiegelt. Es folgte die Christianisierung der Insel Rügen, gleichzeitig wurde Rügen dem dänischen Staate als Lehensfürstentum unterstellt…..

Um 1180 ließ Fürst Jaromar I. den Bau der ersten Rügenschen Kirche auf den Anhöhen des Rugards beginnen. Anfangs als Pfarrkirche gedacht, wiedmete Jaromar I. im Jahre 1193, mehr wohl auf Drängen des Bischofs von Roskilde, den Kirchenbau einer Klosterstiftung. Im gleichen Jahr kam es zur Gründung eines Benediktinerinnenklosters. Wie der Name St. Marien schon erkennen lässt, wurde die Kirche der Jungfrau Maria geweiht…..

Die Marienkirche zu Bergen ist in historischer und künsterlischer Hinsicht das bedeutendste sakrale Bauwerk Rügens…..


DER RÜGANER, 27. September 1995 Seite 43

Das ist alles die reine Schikane“

Fall 3: „Unvollständige Bauunterlagen“ verhindern Genehmigung / Eigene Unterschriften werden nicht anerkannt

Wohl dem, der erst einmal alle nötigen Unterlagen zusammen hat. Er bekommt seine Ablehnung nämlich bedeutend schneller. Also hat man sich auf den Weg gemacht, um alle nötigen Papiere mit Unterschriften und Siegeln für das Bauvorhaben in Sellin zu besorgen. Geplant ist in diesem Fall der Umbau eines bestehenden kleinen Hauses (40 qm) und Stallanbau. Durch Um- und Ausbau sollen Wohnraum für 4 Erwachsene geschaffen werden. Der Dachraum wird dabei ausgebaut und eine Gaube errichtet werden.

Hier der bisherige zeitliche Ablaufplan.

12.4.94: Bauvoranfrage an das Amt Mönchgut

19.5.94 : Antwort des Bauordnungsamtes (BA) Rügen, das den Eingang des Schreibens bestätigt

20.7.94: Schreiben des BA mit dem Inhalt, dass die Rekonstruktion des Hauses auf der Grundlage des § 34 BauGB planungsrechtlich genehmigungsfähig ist.

März 1995: Nach Rücksprache mit dem BA werden Briefe an die Nachbarn versandt, um die Genehmigung zur Errichtung der Gaube zu erhalten.

Mai 1995: Nach Vorliegen der schriftlichen Genehmigungen wird durch das BA eine Umformulierung gefordert. Die neue Formulierung muss gem. § 6 der Landesbauverordnung die „Freistellung von gesetzlich geforderten Abstandspflichten“ beinhalten.

23.5.1995: Entgegennahme der Formulare für den Bauantrag im Amt Mönchgut und deren Übergabe an den bauausführenden Betrieb.

25.7.1995: Versuch, den Bauantrag an das Bauordnungsamt zu übergeben. Durch den zuständigen Sachbearbeiter wird das Ausfüllen eines mit Schreibmaschine geschriebenen Formulars gefordert zur Vereinfachung des Verfahrens. Darin wird gefordert, dass alle Beteiligten die bereits im Bauantrag und in der Statikberechnung ihre Unterschriften geleistet haben, noch einmal persönlich unterschreiben sollen. Es wird weiterhin verlangt, dass die Grundstücksnachbarn ebenfalls persönlich im BA Rügen erscheinen, um dort ihre Unterschrift unter die Schreiben der Übernahme der Baulast zu geben.

8.8.95: Abgabe des Bauantrages im Bauordnungsamt.

25.8.95: Der zuständige Sachbearbeiter formuliert in einem Brief folgende Forderungen:

-Die Zuwegung (ein öffentlicher Weg) bedarf einer Baulst.

-Da das Grundstück aus 2 Flurstücken besteht, bedarf es einer „Vereinigungsbaulast“.

-Das Projekt muss überarbeitet werden, da es verunstaltend wirkt (trotz Befürwortung Amt Mönchgut- Granitz)

-Die Eigentümer der Nachbargrundstücke müssen unter Ausweisung (Personalausweis) und eines aktuellen Grundbuchauszuges persönlich in den Räumen des Bauamtes des Landratsamtes Rügen zur Unterschriftsleistung erscheinen.

30.8.95: Telefonisch Nachfrage, auf welcher Rechtsgrundlage diese Forderungen erhoben werden. Antwort: § 83 LBO M-V. Gemäß § 83 LBO M-V sind drei Alternativen aufgeführt, wovon nur eine die persönliche Unterschriftsleistung darstellt.

8.9.95: Erstmals gelingt es dem Antragsteller, persönlich mit dem verantwortlichen Sachbearbeiter zu sprechen. Folgende Forderungen werden von diesem gestellt:

1. Unterschriftsleistung des Vertreters der Gemeinde Sellin zur Feststellung der Baulast des Nachbargrundstückes, das der Gemeinde gehört.

2. Unterschriftsleistung des Vertreters der Gemeinde Sellin zur Feststellung der Baulast der Zuwegung (öffentlicher Weg)

3. Der Nachbar, wohnhaft in Ribnitz- Damgarten, muss nach Bergen zur Unterschriftsleistung kommen.

4. Das Projekt muss wegen „Unansehnlichkeit“ überarbeitet werden.

5. Völlig neu: Es muss ein amtlicher vermessener Lageplan her (für ein im Grundbuch und im Kataster eingetragenes Grundstück). Das kann jedoch 18-24 Monate dauern.

Ob es nun Schikane ist oder nicht, mögen Sie, liebe Leser selbst entscheiden.

Merkwürdig ist es aber schon, wenn beglaubigte Abschriften und Kopien mit Amtssiegeln aus Sellin oder der Staatsanwaltschaft Stralsund im Landratsamt nicht anerkannt werden. Als witz ist jedoch nur zu bezeichnen, dass der Leiter des Bauordnungsamtes Roloff seine eigene Unterschrift nicht anerkennt.


OSTSEE ZEITUNG 7. Oktober 1995 Seite 17 von C.H.

Die Tapete hängt wie ein Teppich an der Wand

Unvorstellbare Zustände im Haus „Elfeld“ in Binz

Binz. Wenn man das „Elfeld“ an der Binzer Strandpromenade betritt, mag man kaum glauben, dass in den beiden oberen Etagen dieses Gebäudes noch drei Familien wohnen. In den darunterliegenden Etagen sind die Wohnungstüren samt Zargen herausgerissen worden. … Es zieht wie „Hechtsuppe“. Der Staub wirbelt durch den Hausflur. Besitzer dieses Gebäudes ist K.D., der das Haus an der Strandpromenade 39 von unten nach oben für künftige Bauarbeiten vorbereitet. Hier sollen Ferienwohnungen entstehen. …..

Welt am Sonntag 29. Oktober 1995 Seite 61

Handlungsbedarf wg. Einheitswert- Urteil bei hohem Immobilien- und Firmenbesitz

Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom Juni, dass Immobilienvermögen steuerlich dem Geldvermögen gleichgestellt werden muß, hat eine Schenkungswelle ausgelöst. Denn dank der niedrigen Einheitswerte wird bislang Vererbung oder Verschenkung von Grundstücken und Immobilien weit niedriger besteuert als von anderen Werten. ….


OSTSEE ZEITUNG 30. Oktober 1995 Seite 17

Emotionsgeladener Streit um Haus und Grund

Verband der Grundstücksnutzer befürchtet Enteignung über die finanzielle Schiene

von Margret Scholtyssek

Wenn es ums Eigentum geht, sind die Deutschen in Ost und West nicht gut aufeinander zu sprechen. …In einigen Gemeinden wurden für bis zu 80% der Grundstücke Rückübertragungsanspruche angemeldet. Ein Heer von Rechtsanwälten fand Beschäftigung………Durchschnittlich 53% der über 2,2 Mio Ansprüche auf Grundstücke haben die Vermögensämter erledigt…..
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DER RÜGANER 29. November 1995

1995: Göhren erzielte Rekord bei Urlaubern

Göhren. (dt) Mit einem Zuwachs von 21 % beim Urlauberaufkommen gegenüber dem Vorjahr hat das Ostseebad Göhren nach 1990 einen neuen Urlauberrekord aufgestellt. Insgesamt verbrachten 61.894 Feriengäste bis zum 31. Oktober „die schönste zeit des Jahres“ im drittgrößten Seebad der Insel Rügen, erklärte Göhrens Kurdirektor Paul Bolle.

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